Rede zur Ausstellung

Eröffnungsvortrag zur Vernissage von Cora A. Schwindt am Freitag, den 9. Juni 2017

Ich wünsche allen einen guten Abend. Mein Name ist Annette Michaelis.

Ich könnte über die Frage „Was ist Kunst?“ hier lange philosophieren, so wie schon Tausende zuvor, doch ich sage Ihnen, keiner kam je zu einem festen Ergebnis, darum probiere ich es erst gar nicht, sondern ich äußere an dieser Stelle nur ein paar einleitende Worte, die der Einstimmung dienen sollen:

Es gibt so viele Künste: Die Musik, die Literatur, die Malerei, die Bildhauerei, die Redekunst, all die darstellenden Künste, die vielen Kunsthandwerke. – Das Kunstwerk ist dabei stets das Ergebnis eines künstlerischen Prozesses. Man versteht seit der Aufklärung unter Kunst vor allem die „Ausdrucksformen der Schönen Künste“. Sie kann aber, seit der Moderne, auch der Prozess selbst sein, z. B. die heute oft praktizierte Form der „Performance“. Gemeint ist die Kunst des Augenblicks.

In meinen Überlegungen stelle ich mir die Frage: „Ist gewissermaßen nicht immer nur dieses, das Kunsterleben des Augenblicks, die eigentliche Kunst?“ – Dieses ist sowohl die Interaktion zwischen dem Künstler selbst und seinem Kunstwerk, dieser Gestaltungsakt, aber auch die Interaktion zwischen dem Kunstbetrachters und dem Kunstwerk, also der Erkenntnisakt des Schauenden? –

Ich werde darauf noch zurückkommen.

Wir sprechen von den bildenden Künsten, Kunst, die bildet. Und unsere Gesellschaft hält es für wichtig, dass Kinder in den Schulen Kunst- und Musikunterricht erhalten, weil er für ihre Entwicklung so grundlegend wichtig ist. – Doch warum? Es fördert die so bedeutsame Kreativität, formt den Charakter, prägt die Persönlichkeit. Denn die Künste formten, prägten und bereicherten stets sämtliche Kulturen der Menschheit.

Friedrich Schiller sagt über die Kunst: Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit. Für den Schriftsteller Oscar Wild ist Kunst das einzig Ernsthafte auf der Welt. Für den Kritiker Theodor W. Adorno ist Kunst die Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein.
(Adorno war Philosoph und Gesellschaftskritiker der sog. „Frankfurter Schule“ der Nachkriegszeit und geistiger Vater der Studentenbewegung.)
Paul Klee äußert: „Je schreckensvoller diese Welt, desto abstrakter die Kunst, während eine glückliche Welt eine diesseitige Kunst hervorbringt.

  • Da stellt sich die Frage: Kann nur eine unglückliche Welt eine jenseitige Kunst hervorbringen? –
    Und Pablo Picasso relativiert zum Thema Kunst: Wir alle wissen, daß Kunst nicht die Wahrheit ist. Kunst ist eine Lüge, die uns die Wahrheit begreifen lehrt, wenigstens die Wahrheit, die wir als Menschen begreifen können.“(1923)

Und an einer anderen Stelle sagt er:
Sie erwarten von mir, daß ich Ihnen sage, daß ich Ihnen definiere:
Was ist Kunst? Wenn ich es wüßte, würde ich es für mich behalten.“ (1926)

Doch noch einmal zu Schiller: „Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit.“

Wie ich schon erwähnt habe, spricht man von der „bildenden Kunst“, Kunst, die bildet, die bilden kann oder soll? Was bildet Kunst? Wo bildet Kunst?

Lange Zeit über sollte die Kunst das Empfinden des Schönen bilden. Sie musste schön sein.

Das Wort „gymnazein“ bei den Griechen bedeutet „sich entblößen“, „nackt“ und auch „üben“- gymnow (unser Wort Gymnasium hat sich daraus entwickelt). Damit ist die Ausbildung des schönen Körpers, der vollendeten Bewegung und der höchsten Leistung im Sport gemeint. Man denke an die griechischen Skulpturen und ihre eindrucksvollen Körpergestalten, sie sind Ausdrucksformen dieser von den Griechen so verstandenen Schönheit.

Doch welche Schönheit ist gemeint, wenn man von Kunst spricht?

Kunst als Kritik bringt oft auch Schreckliches und Hässliches zum Ausdruck. Grausamkeiten der Gesellschaft und in der Geschichte werden dargestellt und der Welt und Nachwelt präsentiert und überliefert, ihr vorgehalten, vor die Nase gehalten, um wachzurütteln. Das ist gewiss auch nötig und hat seine Berechtigung zu behaupten, Kunst muss politisch sein. Es ist ein weiteres großes Feld und ein ebenso unendliches Thema, auf das ich hier nicht näher eingehen, sondern es hiermit nur kurz erwähnen möchte.

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Doch nun zu Cora Schwindt. Sie will nicht die Gesellschaft kritisieren, das Unrechte darstellen, Grausamkeiten, die sich in der Welt ereignen mit ihrer Kunst einfangen, festhalten und aufzeigen. NEIN! Ihre Kunst ist ganz anders.

Cora Schwindt spricht, wenn sie über ihre Werke spricht, von dem Ausdruck einer Inspiration, von großer Freude, welche das Malen und Schaffen von Bildern und Skulpturen ihr bereiten. Sie versucht mit ihrem inneren Wesen eine Verbindung zu einer ihr präsenten, geistigen Welt aufzubauen, herzustellen, ja, in sie einzutauchen und das zum Ausdruck zu bringen, was sie dabei fühlt, erlebt, was diese andere, unsichtbare, aber wahrnehmbare Wirklichkeit ihr vermittelt, sie erleben lässt. Es erfüllt sie und sie erfüllt damit ihr künstlerisches Tun. Sie bringt in ihrer Malerei eine ganz frische, eigene Wirklichkeit zum Ausdruck. Und diese Wirklichkeit kann den Betrachter des Bildes berühren, bereichern, erfüllen.

Doch erst das sich Öffnen gegenüber dieser Kunst, das unvoreingenommene, innerliche Aufmachen der ganzen Wahrnehmung des Kunstbetrachters wird ihm dieses Erfülltsein vermitteln können.

Cora Schwindt fordert damit den Schauenden heraus, an sich zu arbeiten, zu schmieden, sich bereit zu machen, um sich zu öffnen. Darum spricht sie von ihren Farben als den „Ganzheitlichen Farben, keine Halbfarben“, die es zu verstehen gilt.

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Und ich kann Ihnen, liebe Zuhörer, versichern, dass Sie aus so manchem dieser Bilder sich ein Erlebnis bereiten können, wenn sie sich auf dieses Wagnis einlassen. Nehmen Sie sich ruhig ein wenig Zeit, vielleicht auch noch einen Stuhl dazu und setzen Sie sich einfach mal länger vor so ein Kunstwerk, ungestört, betrachten sie es und lassen Sie sich einsaugen von den Farben, den Formen, dem Ausdruck, der Weichheit, der Stärke und der Innigkeit, die Sie in manchen Bildern entdecken können.

Dieses zu vermitteln ist Coras eigentliches „Kunstverständnis“, ihr Anliegen und ihr Beitrag zur Kunst. Es ist aber auch ihre Passion. Sie ist erfüllt von großer Inspiration und wird zusehends bereiter, diese in ihre Werke einfließen zu lassen und sich damit auch der Öffentlichkeit zu stellen, was sie heute hiermit wieder einmal tut.

Mein Verständnis von Kunst ist, dass es den Menschen, ja mich persönlich innerlich anregt, erfreut oder zum Nachdenken bringt, mich inspiriert, mich beim Betrachten, Hören oder Lesen, je nachdem, wertvoller fühlen lässt, mich erhebt, mir Kraft zur Aktivität schenkt und mir das Gefühl gibt, dass das Leben in hohem Maße lebenswert ist, egal unter welchen Umständen.

Doch Cora geht weiter. Sie empfängt ihr Kunstverständnis und ihre Inspiration von dem früheren Meister ADAMUS Saint Germain, welcher über die Kunst sagt:

Kreativität und Inspiration dringen in die Kunst ein, öffnen die Sinne jenseits des mentalen Bewusstseins, führen hin zu vielfältigen Ebenen des Bewusstseins und der Gefühle, ein Malen mit Passion, Schönheit und Liebe.
Das führt dazu, dass das Gemalte Realität wird: „IMAGINATION“ und „PRESENCE OF LIFE“.

Und Cora, deren Kunst ich seit vielen Jahrzehnten betrachte, deren Weiterentwicklung ich erlebe und auch sie selbst mit ihr Kunst im Wechselspiel, sie ist für mich eine Künstlerin, die diese Kriterien voll erfüllt. – Kunst und KünstlerIn sind nicht voneinander zu trennen. In meinen Augen entwickelt nur der Künstler seine Werke weiter, der sich auch selbst entwickelt. Und dieses ist an den Werken von Cora Schwindt wahrlich zu erkennen.

Auch bewundere ich ihren Mut, in einer Weltsituation, in der viele Menschen überwiegend das Grausame, Erschreckende, die Ungerechtigkeiten und die Gefahren, wie sie täglich von den Medien berichtet werden, sehen und verinnerlichen, dass sie in einer solchen Welt den Mut hat, derartig auf ihre eigene Inspiration zu lauschen, sich ihr ganz hinzugeben und sie in ihren Werken, Bilder und Skulpturen, so zum Ausdruck zu bringen.

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Betrachten Sie, liebe Besucher, all diese Bilder in Ruhe. Und wenn sie sich von einem besonders angesprochen fühlen, setzen Sie sich davor, – – – – und erleben Sie, was geschieht …

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Den Werdegang von Cora A. Schwindt können Sie der Einladung entnehmen. Flyer und ihr erstes veröffentlichtes Buch liegen dort auf dem Tisch.

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Zu einigen von Cora Schwindts Bildern möchte ich nun noch etwas sagen:

1. Bild: „Return – oder das Potenzial, ein Schöpfer zu sein“
Es zeigt den
Dirigenten. Es dirigiert die Ereignisse, die sich auf den Seiten des Bildes abspielen. Manchmal werden sie bewusst dirigiert, oft ereignen sie sich von alleine, automatisch. Aber der Dirigent wird auch zum Schöpfer, wenn er sich in die Stille begibt. Er bestimmt den Gang der Ereignisse. Das Bild trägt auch den Namen „Return“ = Rückkehr / Heimkehr – – – Beobachten Sie genau, es lässt sich viel entdecken.

2. Zu der Bilderserie dort, den „ 7 Baumscheiben“ möchte ich erwähnen, dass sie mit ihren Farben die 7 Energiezentren im Körper des Menschen symbolisieren, auch Chakra genannt:
– dunkelrot ist das Basischakra
– orange das Sexualchakra, die Energie, die neues Leben schafft
– gelb der Solaplexus / Bauchchakra
– grün das Herzchaktra – im Muslimischen wird die Farbe GRÜN auch als besonders rein angesehen, viele Moscheen sind in grün gestaltet
– hellblau – Kehlchakra
– dunkelblau – das dritte Auge
– violette (hier: purpurrot) – das Scheitelchakra
Der Baum ist aus den einheimischen Wäldern und von Cora zersägt und bearbeitet. Diese Bilderserie gehört zusammen und kann darum auch nur komplett erworben werden.

3. Ebenso die Bilderserie dort, die „5 geometrischen Mosaike“.
Sie zeigen den Verlauf des menschlichen Werdens:
– 1. Neugeboren – sich von Erdkräften formen und stärken lassen (braun)
– 2. Cosmische Kräfte aufnehmen lernen (blau)
– 3. Das Mosaik soll ausdrücken, dass sich diese Kräfte manifestieren, sie konkret werden, darum die „Dreidimensionalität“ / 3D / ½ Sonne
– 4. Hier ist die Sonne ganz, tanzende Bewegungen, Erfüllung – Freiheit

Ich erinnere an das Wort von Schiller: „Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit.“

4. Bild: „Waldreich mit Zauberkugeln“.
Grün mit orangenen Kreisen“. Wie schon gesagt: Grün symbolisiert die Reinheit, natürlich auch die Natur, welche rein ist.
Die Mischung der Farbe Grün mit vielen weiteren Farben vermittelt eine Tiefe, etwas Mystisches, so finde ich, Geheimnisvolles, etwas zu Erforschendes. – Oben und unten links ist ein Schleier, der vom Betrachter geöffnet werden kann, dann zeigt sich diese Reinheit und die Freiheit in der Tiefe.

5. Bild: „Das Schiff trägt mich nach Hause“
Nun möchte ich noch auf dieses abstrakte Bild hinweisen: Das „
rote Segelbild“ – Es zeigt für mich Heiterkeit, ist beschwingt, es ist einfach, es sind Segel oder etwas, das gleitet, geleitet, man kann sich führen lassen, es fließt irgendwohin. … Das, was als weiße „Segel“ erscheint, ist übrigens eine Farbmischung, die aus fast allen weiteren Farben entstanden ist, so hat es mir die Künstlerin verraten. Es sieht weiß aus, ist es aber nicht. Nur so ist es dem starken Rot angepasst.

6. Bild: „Impressionen der Zärtlichkeit“
Hinweisen möchte ich nur noch kurz auf das Bild dort oben, wie liebevoll sanft die zarten Farben und Formen sich miteinander verbinden, sich aneinander schmiegen. – Eben eine zärtliche Kommunikation!

7. Bild: „Freude“ ist eines meiner Favoriten, sehr farbenfroh und einladend, …

8. 4 Bilder: „Winter – Frühling – Sommer – Herbst“, …

9. 2 Bilder auf Baumrinde gemalt: Der Wasserfall von Kulianiapia (Hawaii). Es ist unglaublich lebendig, plastisch, …

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Die Kunst lebt vor allem durch und mit seinem Künstler / seiner Künstlerin. Darum bin ich dankbar, Cora mit ihrer mich stets inspirierenden Kunst immer wieder neu begegnen zu dürfen.
Noch einen Satz von der Künstlerin selbst:
Hinter der üblichen oder alltäglichen Wahrnehmung ist das Leben so viel reicher, wenn man sich öffnet.

In diesem Sinne wünsche ich allen eine inspirierende und erhebende Erfahrung bei der Betrachtung der ausgestellten Werke und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.